Die Königliche Basilika-Stiftskirche Vom Heiligen Grab In Calatayud

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Calatyud

Am 12. Juni dieses Jahres gedachten zweihundert Ritter und Damen des Ordens in Spanien der Erhebung der Königlichen Stiftskirche vom Heiligen Grab in Calatayud zur Basilika durch Rom. Dieses Ereignis hatte aufgrund der Pandemie nicht früher stattfinden können.

 

Am 25. November 2020 wurde die Königliche Stiftskirche vom Heiligen Grab in Calatayud (Statthalterei für Ostspanien) in den Rang einer Basilika Minor erhoben. Das Kapitel der Stiftskirche hatte Monsignore Eusebio Hernández Sola Ende letzten Jahres gebeten, die Stiftskirche in eine Basilika umzuwandeln, und die Heilige Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung teilte dem Bischof von Tarazona im Namen des Papstes den positiven Bescheid auf diese Bitte mit. Dieses Ansinnen erklärt sich dadurch, dass es sich um das Mutterhaus des Ordens vom Heiligen Grab in Spanien und zudem um die erste Gründung außerhalb von Jerusalem handelt. Hinzu kommt ein einzigartiger künstlerischer Wert, der sich daraus ableitet, dass sie ausschließlich dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung Christi gewidmet ist, und dass die Eucharistie und die anderen Sakramente dort mit besonderer Sorgfalt und Herrlichkeit gefeiert werden.

Die Geschichte der Königlichen Basilika und Stiftskirche vom Heiligen Grab in Calatayud beginnt im Jahr 1146, als der Prinz von Aragón, Raimund Berengar IV. dem Orden der Kanoniker vom Heiligen Grab unter anderen Gütern ein Grundstück in Calatayud schenkte, damit sie dort ein Kloster ihres Ordens errichten konnten. Dies war eine Entschädigung für den Verzicht des Ordens auf das Testament von König Alfons I. „dem Krieger“, der sein Königreich 1131 den im Heiligen Land zum Schutz der Heiligen Stätten gegründeten Orden vermacht hatte. Die Einweihung des ersten Gotteshauses fand 1156 in Anwesenheit des Prinzen von Aragón selbst und des Kanonikers Bruder Giraldo statt, der sein erster Prior wurde, sowie der Erzbischöfe von Toledo und Tarragona und der Bischöfe von Tarragona und Saragossa. Während des ganzen zweiten Viertels des 13. Jahrhunderts wurde die Bausubstanz erneuert und erheblich vergrößert. Sie wurde am 11. November 1249 von Erzbischof Pedro de Albalate von Tarragona geweiht. Neunundvierzig Jahre später machte Papst Urban IV. die Kirche von Calatayud durch eine Bulle vom 6. Juni 1262 direkt vom Heiligen Stuhl und dem Patriarchen von Jerusalem abhängig.

Das heutige Gebäude wurde im frühen 17. Jahrhundert auf Wunsch des Priors Don Juan de Rebolledo y Palafox von dem Architekten Gaspar de Villaverde errichtet, der an derselben Stelle ein Gotteshaus in lateinischer Kreuzform mit drei breiten Kirchenschiffen entwarf, die in der Mitte von einem Lünetten- Gewölbe und an den Seiten von einem Kreuzgratgewölbe überdacht sind. Im Querschiff errichtete er eine große Kuppel mit Hängezwikkeln. In dem Altarraum, der eine große Tiefe hat, brachte er den Hochaltar und dahinter den Chor unter. An den seitlichen Kirchenschiffen befinden sich die Seitenkapellen, die alle mit einer Reihe von Altarbildern ausgestattet sind, die den gesamten Zyklus der Passion Christi darstellen, was diese Kirche einzigartig macht. Vervollständigt wird dieser ikonographische Zyklus durch den monumentalen Baldachin über dem Hochaltar mit dem Bild des im Grab liegenden Christus, der von den Skulpturen des Nikodemus und des Josef von Arimathäa umgeben ist, und über dem sich das Bild des auferstandenen Christus erhebt.

Die Monarchie Aragoniens gewährte dem Orden und der Stiftskirche ihren höchsten Schutz, was für das Fortbestehen des Ordens vom Heiligen Grab entscheidend war. Als Papst Innozenz VIII. mit der Bulle Cum Solerti vom 28. März 1489 den Orden vom Heiligen Grab dem Orden des Heiligen Johannes von Jerusalem hinzufügte, widersetzte sich König Ferdinand II. „der Katholische“ von Aragón entschieden der Umsetzung dieser Bulle und bat den Papst, diese Bulle in seinem Königreich zurückzuziehen. Dies erlangte er tatsächlich 1494 von Papst Alexander VI., sowie später die Ratifizierung durch Papst Leo X. in einem Breve vom 29. Oktober 1513, in dem er folgendes anordnete: „In Anbetracht der Tatsache, dass die von Innozenz VIII. verfügte Aufhebung des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem in mehreren Gebieten nicht wirksam geworden war und eines dieser Gebiete das Königreich Aragonien war; und dass sich in der Stadt Calatayud eine Kirche und ein Priorat des besagten Ordens befanden, wird erklärt, dass die besagte Kirche, das besagte Priorat, die besagten Personen, Güter und Besitztümer als nicht in der oben genannten Aufhebungsbulle enthalten angesehen werden können und dürfen.“ So wurde die Stiftskirche von Calatayud zur einzigen Hinterbliebenen der Aufhebung des Ordens in ganz Spanien.

Die Stiftskirche wurde von einer Gemeinschaft von Regularkanonikern versorgt, die nach der Regel des heiligen Augustinus lebten und ihre Verpflichtung erfüllten, als Gemeinschaft die Liturgie der Kirche von Jerusalem im Chor zu feiern und zu leben. Der Prior der Stiftskirche war auch der Obere des Ordens in Aragonien, Katalonien, in Valencia und Mallorca, und ab 1431 wurden die Prioren direkt vom Heiligen Stuhl gewählt und ernannt. Das blieb bis 1746 so, als die Stiftskirche vom Heiligen Grab in Calatayud zum königlichen Patronat erklärt und ihr Prior vom König von Spanien gewählt wurde. Das Patriarchalkreuz mit den Lilien an seinen sechs Enden war das Wahrzeichen der Stiftskirche, und ihre Kanoniker trugen es auf der Brust und in karminrotem Gewebe an der Seite in ihrem Chorgewand. Der Prior benutzte es als Brustkreuz und durch ein Privileg von Papst Clemens VII. vom 25. Mai 1385 auch als Hirtenstab.

Im Jahre 1851 wurde infolge des Konkordats zwischen dem Königreich Spanien und dem Heiligen Stuhl das Regular-Kapitel der Stiftskirche abgeschafft, und sie wurde zu einer vom Bistum Tarazona abhängigen Hauptpfarrei mit weltlichem Klerus. Nach der Wiederherstellung des Ordens in seiner modernen Form im Jahr 1868 organisierten sich die spanischen Ritter des Ordens vom Heiligen Grab, damit das Gotteshaus (das immer noch als Mutterhaus gilt) seine Eigenschaft als Stiftskirche zurückerlangte, und ließen diese Bitte der Krone überbringen. Am 28. August 1893 wurde durch das Ministerium für Gnade und Gerechtigkeit von Seiner Heiligkeit dem Papst die Genehmigung erbeten, der Hauptgemeinde vom Heiligen Grab in Calatayud den Titel der Ehrenstiftskirche zu gewähren. So wurde durch das Breve Sancta templa Dei, das Papst Leo XIII. am 18. September 1901 in Rom veröffentlichte, dem Gotteshaus die Würde einer Stiftskirche ad Honorem verliehen. Als Dank für ihre Bemühungen ernannte das Kapitel die spanischen Ritter zu Ehrenkanonikern und gewährte ihnen die Verwendung des Patriarchen- Kreuzes.

Einige Jahre später wurde das Fest vom Heiligen Grab im Jahr 1916 als bedeutende Feierlichkeit der Stiftskirche „am zweiten Sonntag nach Ostern“ wieder eingeführt. Am Vortag dieses Festes versammelte sich das gemeinsame Kapitel der beiden spanischen Statthaltereien zum Stundengebet und zur Inbesitznahme des Sitzes der neuen Ritter und Damen im Chor. Die Kirche war Schauplatz vieler dem Orden eigenen Zeremonien, darunter insbesondere die erste Investitur eines Ritters im Jahr 1920, die erste Versammlung der beiden spanischen Kapitel des Ordens im Jahr 1953 und die feierliche Messe zur Eröffnung der ersten Studientage des Ordens vom Heiligen Grab, die zur Schaffung eines Studienzentrums des Ordens vom Heiligen Grab führte, sowie die Investiturzeremonien von Rittern und Damen in den Jahren 1991, 2001 und 2008, wobei die von 2008 vom Großmeister des Ordens, Kardinal John Patrick Foley geleitet wurde.

Als äußeres Zeichen der neuen Etappe, die nun beginnt, hat die Königliche Basilika- Stiftskirche vom Heiligen Grab von Calatayud ihr Wappen und ihr korporatives Siegel bereichert: Hinzu kommen das mit Lilien verzierte Patriarchalkreuz, das in Rot auf einem silbernen Hintergrund erscheint, und die neuen Insignien, die sie als Basilica Minor ausweisen mit der halb geöffneten basilikalen Umbella (Umbaculum) in Rot und Gold, über der eine Weltkugel mit Kreuz zu sehen ist. Das Wappen wird von den päpstlichen Schlüsseln sowie von dem Wahlspruch eingerahmt: „Mortem tuam annuntiamus, et tuam resurrectionem confitemur“, das die reiche, jahrhundertealte geistliche und künstlerische Tradition zusammenfasst, deren Verwahrerin die neue Basilika von Calatayud nunmehr ist, und die sie weiterhin als jenes Glaubenszeugnis verbreiten wird, das wir bekennen.

 

Carlos E. de Corbera y Tobeña
Komtur des OESSH Vorsitzender der Ordensprovinz Aragon der
Statthalterei für Ostspanien

 

(Juli 2021)