Msgr. Fisichella und die Organisation des Jubiläums der Barmherzigkeit

Exklusivgespräch mit der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung vor Beginn des Jubiläums

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Msgr. Fisichella und die Organisation des Jubiläums der Barmherzigkeit

Exzellenz, was ist aus Anlass des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit in Rom zugunsten der so schwer geprüften Christen im Nahen Osten vorgesehen?

Das Jubiläum der Barmherzigkeit wurde von Papst Franziskus erdacht und gewollt, damit alle die Nähe der Barmherzigkeit Gottes spüren können, und zwar vor allem die Leidenden, die schwere Prüfungen durchmachen und auf Trost angewiesen sind. Der Papst will, dass jeder sich geliebt und getröstet fühlt, wenn er das Antlitz Jesu anschaut. Unter diesen Menschen, die sehr schwere Zeiten durchmachen, kann man ohne weiteres die Christen im dem Nahen Osten nennen, die in diesem besonderen historischen Moment Verfolgungen erleiden und täglich darum kämpfen müssen, ihren Glauben bekennen zu können. Im Heiligen Jahr wird ihnen und ihrem Leiden eine besondere Aufmerksamkeit zuteil.


Wie meinen Sie, dass das Jubiläum der Barmherzigkeit konkret gelebt werden kann, zum Beispiel bei einer Wallfahrt ins Heilige Land? Haben Sie eine Vorstellung von einem besonderen „Weg“, den Sie vorschlagen können?

Der Heilige Vater und der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung haben in wenigen Zeilen erklärt und werden es auch in Zukunft tun, wie die Feier des Jubiläums in der ganzen Welt stattfinden soll. Dann können die verschiedenen Gegebenheiten vor Ort diese gemeinsamen Hinweise in den lokalen Kontext einfügen. Das gilt auch für das Heilige Land, wo die Kustodie – dessen bin ich mir sicher – mit den Bischöfen sowie den anderen Gegebenheiten, wie dem Orden vom Heiligen Grab, die Form und den idealen Weg finden werden, um das Heilige Jahr im Land Jesu zu feiern.


Werden Sie im Dienst der „Kultur der Begegnung“, die Papst Franziskus fördert, Veranstaltungen organisieren, die von der religiösen Öffnung, insbesondere mit den muslimischen Vertretern geprägt sind?

Das Jahr der Barmherzigkeit wird auch den ökumenischen Aspekt berücksichtigen. Am 25. Januar ist bereits eine Feier in der Basilika St. Paul vor den Mauern vorgesehen. Dem interreligiösen Dialog wird auch im Anschluss an die Worte von Papst Franziskus in Misericordiae vultus der Vorzug gegeben: „Die Barmherzigkeit ist auch über die Grenzen der Kirche hinaus bedeutsam. Sie verbindet uns mit dem Judentum und dem Islam, für die sie eine der wichtigsten Eigenschaften Gottes darstellt. Das Volk Israel hat als erstes diese Offenbarung erhalten, die in der Geschichte als der Beginn eines unermesslichen Reichtums bleibt, den es der ganzen Menschheit anzubieten gilt. Wie wir gesehen haben, sind die Seiten des Alten Testamentes voll von Barmherzigkeit, denn sie erzählen von den Werken des Herrn, die dieser für sein Volk in den schwierigsten Momenten seiner Geschichte vollbracht hat. Der Islam seinerseits zählt zu den Namen für den Schöpfer auch den Namen Allerbarmer und Allbarmherziger.”


Wie können Ihrer Meinung nach die 30.000 Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab auf der ganzen Welt an diesem Jubiläum teilnehmen und dazu beitragen? Welchen Aufruf möchten Sie an sie richten?

Um einen Aufruf an die Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab zu richten, mache ich mir die Worte von Papst Franziskus am Ende von Misericordiae vultus zu eigen, die an die ganze Kirche gerichtet sind: „In diesem Jubiläumsjahr finde in der Kirche das Wort Gottes Echo, das stark und überzeugend erklingt als ein Wort und eine Geste der Vergebung, der Unterstützung, der Hilfe und der Liebe. Die Kirche werde nie müde, Barmherzigkeit anzubieten, und sie sei stets geduldig im Trösten und Vergeben. Sie mache sich zur Stimme eines jeden Mannes und einer jeden Frau und wiederhole voll Vertrauen und ohne Unterlass: ‘Denk an dein Erbarmen, Herr, und an die Taten deiner Huld; denn sie bestehen seit Ewigkeit’ (Ps 25,6).


Das Gespräch führte François Vayne


(12. September 2015)