Die Bedeutung des Zeugnisses der orientalischen Christen für den säkularisierten Westen

Das Treffen der Mitglieder der ROACO im Juni 2018

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ROACO2018

Der Generalstatthalter und der Generalgouverneur des Ordens vom Heiligen Grab nahmen am 91. Treffen der Versammlung der Union der Hilfswerke für die Orientalischen Kirchen (ROACO) teil, das vom 19. bis 22. Juni 2018 von der Kongregation für die Orientalischen Kirchen in Rom organisiert wurde.

Bei der Audienz, die der Papst der ROACO gewährte, brachte er seine Sorge darüber zum Ausdruck, dass die Zahl der Christen auf den Gebieten abnimmt, die die Wiege des Christentums waren. „Der Nahe Osten ist heute ein Knotenpunkt schwieriger Situationen, und es besteht die Gefahr – ich meine damit nicht den Willen irgendeines Menschen sondern – die Gefahr, dass die Christen ausgelöscht werden. Ein Naher Osten ohne Christen… wäre kein Naher Osten“, sagte der Heilige Vater, der sich spontan äußerte, ohne seine Rede zu lesen. Er bedauerte, dass viele von denen, die vor den Kämpfen geflohen sind, nicht zurückkehren wollen, „weil das Leiden so groß ist“.

Er trug diesen Schwierigkeiten in realistischer Weise Rechnung und dankte der Kongregation für die Orientalischen Kirchen und den Mitgliedern der ROACO für ihre Arbeit im Dienst der Kirchen im Orient, ihrer Traditionen, ihrer Theologie und ihrer Liturgie. „Diese Kirchen sind auch der Zellsaft, der aus den Wurzeln kommt und unserer Seele im Westen Leben schenkt, indem sie den Weg der Kontemplation und der Heiligkeit lehren“, fasste der Nachfolger Petri zusammen. Er äußerte auch den Wunsch, dass vor allem der Hoffnung großer Wert verliehen wird, die als ein Ideal im Nahen Osten, dem „Land Jesu“ gepflegt werden muss.

In der vorgesehenen Ansprache, deren Text den Teilnehmern ausgehändigt wurde, betonte der Papst insbesondere das Zeugnis der Christen in Jerusalem, der „Heiligen Stadt“, deren Identität und besondere Berufung über die verschiedenen Spannungen und politischen Streitigkeiten hinaus bewahrt bleiben muss.“ Er betonte auch, wie wichtig es ist, sich um die Christen der Diaspora zu kümmern, die sich an der Verkündigung des Evangeliums beteiligen, und zwar „in dem oft stark säkularisierten Kontext unseres Westens, in dem sie als Auswanderer oder Flüchtlinge ankommen.“ Sie zeigen uns, dass „es noch der Mühe wert ist, für das Evangelium zu leben und zu leiden, auch wenn man eine Minderheit ist oder verfolgt wird, weil das Evangelium Freude und Leben für die Männer und Frauen aller Zeiten ist“, erklärte er und erwog auch, dass das Zeugnis der orientalischen Christen einen Weg zur sichtbaren Einheit der Christen aller Kirchen eröffnet.

Um dieses Thema des Leidens und der Diaspora der Christen des Orients drehten sich die Arbeiten der Mitglieder der ROACO. Dazu konnten sie sich insbesondere mit den Apostolischen Nuntien der Türkei, Israels, Syriens oder des Iraks sowie mit Msgr. Paul Richard Gallagher, dem Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten des Staatssekretariates des Heiligen Stuhles austauschen und machten sich so besser bewusst, dass die Christen im Orient im Wesentlichen Opfer des Krieges und nicht Opfer einer organisierten Verfolgung sind, im Gegensatz zu dem, was eine gewisse parteiische Propaganda glauben machen will.

Die geistliche Antwort auf die kolossale menschliche Tragödie im Nahen Osten bleibt mehr denn je der islamisch-christliche Dialog, um das soziale Netz wiederaufzubauen, wie die Teilnehmer an diesem Treffen hören konnten, das von Kardinal Leonardo Sandri, dem Präfekten der Kongregation für die Orientalischen Kirchen geleitet wurde.

Nachdem der Mittler-Auftrag der Christen in dem komplexen Mosaik des Ostens ausführlich analysiert worden war, sowie auch die dringende Notwendigkeit, weiterhin ihre Rückkehr zu unterstützen (nach der Niederlage der Terroristen-Gruppen sind zum Beispiel 5000 Familien nach Qaraqosh in der Ninive-Ebene zurückgekehrt), versuchten die Mitglieder der ROACO zu ergründen, wie sie den Gläubigen der Diaspora eine bessere brüderliche Begleitung zukommen lassen können. In den Beiträgen mehrerer Akteure der Flüchtlingspastoral – wie zum Beispiel Msgr. Silvano Maria Tomasi des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen – wurde deutlich, dass die Christen des Orients die Ortskirchen im säkularisierten Europa neu beleben und sich in wahre Missionare des Evangeliums verwandeln, die aus ihrem historischen Drama eine unerwartete Quelle der Erneuerung machen.


F.V.


(4. Juli 2018)
 

Neue Projekte ROACO 2018

Die Projekte zur Unterstützung der Orientalischen Kirchen für das zweite Halbjahr 2018 wurden im Lauf des Treffens der ROACO vorgestellt. Herr Botschafter Leonardo Visconti di Modrone, Generalgouverneur des Ordens, engagierte sich im Namen des Großmagisteriums für fünf Projekte in Palästina und in Jerusalem, die sich insgesamt auf eine Summe von etwa 230.000 Euro belaufen. In Bethlehem handelt es sich um Brandschutzmaßnahmen im Krankenhaus der Heiligen Familie, um die Sanierung des maronitischen Hauses St. Charbel und um die Renovierung der Küche der Franziskaner Missionsschwestern in einem Flüchtlingslager. Der Orden unterstützt ebenso die Renovierung einer Eingangshalle in der Schule der Schwestern der Erscheinung in Ramallah sowie die Belüftung der Klassenzimmer des Kindergartens St. Maria in Bethanien (Jerusalem).